NeuroLeadership Podcast - Episode 8
“Die 3 Nervensystem-Zustände, die jede Führungskraft erkennen muss”
STANDARD-INTRO
Willkommen bei NeuroLeadership – Führung trifft Nervensystem. Dein Podcast für klare Führung, mentale Stärke und neuroinklusive Organisationen. Hier bekommst Du in wenigen Minuten: Wissenschaft, Wirkung – und Werkzeuge.
HOOK & EINSTIEG
[Eindringlicher Ton] “Du kannst nicht effektiv führen, wenn du das Nervensystem des Raumes nicht lesen kannst.”
Stell Dir vor: Du betrittst den Konferenzraum für das wichtige Quartalsgespräch. Dein Team sitzt bereits da – aber irgendetwas stimmt nicht. Die Körperhaltung ist angespannt, die Blicke vermeiden Augenkontakt, die Energie im Raum fühlt sich schwer an. Als Führungskraft spürst Du es sofort: Hier ist das Nervensystem Deines Teams nicht in einem Zustand, der produktive Gespräche oder kreative Lösungen ermöglicht.
Was Du in diesem Moment erlebst, ist die unsichtbare, aber mächtige Welt der Nervensystem-Zustände. Drei verschiedene Modi, in denen sich jeder Mensch – und damit auch jedes Team – befinden kann. Modi, die darüber entscheiden, ob Deine nächste Entscheidung auf fruchtbaren Boden fällt oder ins Leere läuft.
[Kurze Pause]
Mein Name ist [DEIN NAME] und in der heutigen Folge tauchen wir tief ein in die drei Nervensystem-Zustände, die das Fundament jeder erfolgreichen Führungsarbeit bilden. Du lernst nicht nur, diese Zustände bei Dir selbst und Deinem Team zu erkennen, sondern auch, wie Du sie gezielt für bessere Ergebnisse nutzen kannst.
Denn hier ist die Wahrheit: Neuroleadership beginnt nicht mit Strategien oder Techniken. Es beginnt mit dem Verständnis dafür, in welchem neurologischen Zustand sich die Menschen um Dich herum befinden – und wie Du als Führungskraft darauf Einfluss nehmen kannst.
TEIL 1: DIE WISSENSCHAFTLICHE GRUNDLAGE – WARUM NERVENSYSTEM-ZUSTÄNDE FÜHRUNG BESTIMMEN
Bevor wir in die drei Zustände eintauchen, lass uns einen Blick auf die wissenschaftliche Grundlage werfen. Die Polyvagal Theory, entwickelt von Dr. Stephen Porges, revolutioniert unser Verständnis davon, wie Menschen in verschiedenen Situationen reagieren.
Diese Theorie erklärt, warum manche Teams unter Druck aufblühen, während andere zusammenbrechen. Warum manche Mitarbeiter in Meetings kreativ und engagiert sind, während andere sich zurückziehen oder defensiv werden. Und warum Du als Führungskraft manchmal das Gefühl hast, gegen eine unsichtbare Wand zu sprechen.
Die Polyvagal Theory identifiziert drei hierarchische Systeme in unserem autonomen Nervensystem – Systeme, die evolutionär entstanden sind und unser Verhalten in verschiedenen Situationen steuern. Diese Systeme funktionieren wie ein integriertes Warnsystem, das ständig unsere Umgebung nach Sicherheits- und Bedrohungssignalen scannt.
Hier ist der entscheidende Punkt für Dich als Führungskraft: Du wirst zum “emotionalen Anker” für Dein Team. Dein eigener Nervensystem-Zustand beeinflusst direkt die Zustände Deiner Mitarbeiter. Wenn Du gestresst und reaktiv bist, überträgt sich das auf Dein Team. Wenn Du ruhig und präsent bist, schaffst Du einen Raum, in dem andere ihr Bestes geben können.
Die moderne Neuroleadership nutzt diese Erkenntnisse, um Führungskräften wissenschaftlich fundierte Werkzeuge an die Hand zu geben. Werkzeuge, die nicht nur die eigene Führungseffektivität steigern, sondern auch die Leistung des gesamten Teams.
TEIL 2: DER VENTRALE VAGUS-ZUSTAND – VERBINDUNG UND HÖCHSTLEISTUNG
Lass uns mit dem optimalen Zustand beginnen – dem ventralen Vagus-Zustand. Dies ist der Zustand, in dem Du als Führungskraft am effektivsten bist und in dem Dein Team Höchstleistungen erbringen kann.
Stell Dir vor, Du leitest ein Brainstorming-Meeting. Die Atmosphäre ist entspannt, aber fokussiert. Deine Teammitglieder hören einander zu, bauen auf den Ideen der anderen auf, lachen gemeinsam über kreative Einfälle. Du selbst fühlst Dich ruhig und präsent, kannst klar denken und empathisch auf die Beiträge Deines Teams eingehen. Das ist der ventrale Vagus-Zustand in Aktion.
In diesem Zustand sind Menschen ruhig, verbunden und in der Lage, ihr volles kreatives und intellektuelles Potenzial zu entfalten. Dein Gesichtsausdruck ist offen und einladend, Deine Stimme hat einen warmen, beruhigenden Klang, und Deine Körperhaltung signalisiert Sicherheit und Vertrauen.
Die Neuroleadership-Forschung zeigt uns, dass Teams, die sich überwiegend in diesem Zustand befinden, außergewöhnliche Leistungen in Innovation, Problemlösung und Zusammenarbeit zeigen. Warum? Weil das Gehirn in diesem Zustand Zugang zu seinen höchsten kognitiven Funktionen hat – zu Kreativität, strategischem Denken und emotionaler Intelligenz.
Als Führungskraft im ventralen Vagus-Zustand strahlst Du eine natürliche Ruhe und Präsenz aus, die andere anzieht und beruhigt. Deine Kommunikation wird klarer, Deine Entscheidungen durchdachter und Deine Fähigkeit, Vertrauen aufzubauen, verstärkt sich erheblich.
Aber hier ist das Interessante: Dieser Zustand ist nicht nur ein “Nice-to-have” – er ist ein strategischer Vorteil. Mitarbeiter fühlen sich in der Nähe von Führungskräften in diesem Zustand sicher, gehört und wertgeschätzt. Dies führt zu höherer Motivation, besserer Leistung und stärkerer Bindung an das Unternehmen.
Ein praktisches Beispiel: Sarah, eine Teamleiterin in einem Tech-Unternehmen, bemerkte, dass ihre wichtigsten Entscheidungen immer dann am besten ausfielen, wenn sie sich vor wichtigen Meetings fünf Minuten Zeit nahm, um bewusst zu atmen und sich zu zentrieren. In diesem ruhigen, verbundenen Zustand konnte sie nicht nur klarer denken, sondern auch die Bedürfnisse ihres Teams besser wahrnehmen und darauf eingehen.
TEIL 3: DER SYMPATHISCHE ZUSTAND – WENN FÜHRUNG REAKTIV WIRD
Jetzt kommen wir zum sympathischen Nervensystem-Zustand – dem Zustand von Kampf oder Flucht. Dieser Zustand aktiviert sich, wenn unser System Bedrohungen oder Herausforderungen wahrnimmt. In der Führungsarbeit ist das ein zweischneidiges Schwert.
Stell Dir diese Situation vor: Ein wichtiger Kunde droht mit Kündigung, das Quartalsziel ist in Gefahr, und Dein Chef erwartet sofortige Lösungen. Dein Herz schlägt schneller, Deine Muskeln spannen sich an, und Du fühlst Dich “unter Strom”. Das ist der sympathische Zustand – und er kann sowohl Dein Freund als auch Dein Feind sein.
In der Führungsarbeit äußert sich dieser Zustand oft durch erhöhte Reaktivität, Ungeduld und die Tendenz zu schnellen, manchmal unüberlegten Entscheidungen. Du wirst möglicherweise direktiver, unterbrichst andere häufiger und neigst zu schwarz-weiß-Denken. Deine Stimme wird lauter oder schärfer, Deine Bewegungen hastiger.
Führungskräfte im sympathischen Zustand neigen zu Mikromanagement, defensivem Verhalten und der Schaffung stressiger Arbeitsumgebungen. Sie können aggressiv werden – nicht unbedingt laut oder offensichtlich, sondern durch scharfe E-Mails, kurze Antworten oder eine allgemein angespannte Ausstrahlung.
Das Problem: Dieser Zustand ist ansteckend. Wenn Du als Führungskraft gestresst und reaktiv bist, spürt Dein Team diese Energie sofort. Die Folge ist oft ein Teufelskreis aus Stress und Reaktivität, der sich durch das gesamte Team zieht.
Aber – und das ist wichtig – der sympathische Zustand hat auch seine Berechtigung. Er kann nützlich sein, wenn schnelle Entscheidungen gefragt sind, Deadlines eingehalten werden müssen oder in echten Krisensituationen gehandelt werden muss. Die Herausforderung liegt darin, diesen Zustand bewusst zu nutzen und dann wieder in den ventralen Vagus-Zustand zurückzukehren.
Ein Beispiel aus der Praxis: Marcus, ein Abteilungsleiter, bemerkte, dass er in stressigen Phasen dazu neigte, seine Mitarbeiter zu überlasten und unrealistische Deadlines zu setzen. Als er lernte, die Anzeichen seiner sympathischen Aktivierung zu erkennen – beschleunigter Herzschlag, Anspannung in Schultern und Kiefer, das Gefühl der Ungeduld – konnte er bewusst innehalten und sich fragen: “Ist diese Dringlichkeit real, oder reagiere ich aus meinem Stresszustand heraus?”
TEIL 4: DER DORSALE VAGUS-ZUSTAND – WENN TEAMS ABSCHALTEN
Der dritte und problematischste Zustand für Führungskräfte ist der dorsale Vagus-Zustand. Dies ist der evolutionär älteste Überlebensmechanismus und tritt auf, wenn das System überwältigt ist und sich “abschaltet”.
Stell Dir vor: Du hast wochenlang versucht, ein schwieriges Projekt zu retten. Trotz aller Anstrengungen häufen sich die Probleme, das Team ist frustriert, und Du fühlst Dich völlig erschöpft. Plötzlich merkst Du, wie eine seltsame Ruhe über Dich kommt – aber es ist nicht die produktive Ruhe des ventralen Vagus-Zustands. Es ist eine leere, energielose Ruhe. Du fühlst Dich distanziert, als würdest Du alles durch eine Glasscheibe betrachten.
Das ist der dorsale Vagus-Zustand – und er ist Gift für Führung und Teamleistung.
In diesem Zustand manifestiert sich Führung durch emotionalen Rückzug, Desengagement und das Gefühl der Hoffnungslosigkeit oder Erschöpfung. Du wirkst oft distanziert, unnahbar und energielos. Deine Stimme wird monoton, Dein Gesichtsausdruck ausdruckslos, und Du hast Schwierigkeiten, Dich für die Anliegen Deines Teams zu begeistern.
Dieser Zustand ist besonders gefährlich, weil er sich schnell ausbreiten kann. Wenn eine Führungskraft sich im dorsalen Vagus-Zustand befindet, verliert das Team oft seine Richtung und Motivation. Mitarbeiter können sich vernachlässigt, ungehört oder unwichtig fühlen, was zu sinkender Produktivität und steigender Fluktuation führt.
Die Anzeichen sind oft subtil: extreme Müdigkeit, die auch durch Schlaf nicht verschwindet, emotionale Taubheit, Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung und das Gefühl, “nicht wirklich da” zu sein. Führungskräfte in diesem Zustand vermeiden oft Konflikte, ziehen sich aus wichtigen Gesprächen zurück und haben Schwierigkeiten, ihre Teams zu inspirieren oder zu motivieren.
Ein wichtiger Punkt: Der dorsale Vagus-Zustand ist nicht durch Willenskraft allein zu überwinden. Er erfordert gezielte Interventionen, die das Nervensystem sanft wieder aktivieren und in Richtung sozialer Verbindung lenken.
Lisa, eine erfahrene Führungskraft, beschreibt es so: “Ich merkte, dass ich in Meetings nur noch körperlich anwesend war. Ich hörte die Worte meines Teams, aber sie erreichten mich nicht wirklich. Erst als ich verstand, dass mein Nervensystem in den Shutdown-Modus gegangen war, konnte ich gezielt daran arbeiten, wieder in Verbindung zu kommen.”
TEIL 5: PRAKTISCHE NAVIGATION – WIE DU DIE ZUSTÄNDE ERKENNST UND STEUERST
Jetzt, da Du die drei Zustände kennst, kommen wir zum praktischen Teil: Wie erkennst Du sie bei Dir selbst und Deinem Team? Und noch wichtiger: Wie navigierst Du sie erfolgreich?
Selbsterkennung – Dein persönliches Frühwarnsystem
Der erste Schritt ist die Entwicklung von Körperbewusstsein. Dein Körper sendet Dir ständig Signale über Deinen aktuellen Nervensystem-Zustand – Du musst nur lernen, sie zu lesen.
Für den ventralen Vagus-Zustand: Du atmest ruhig und tief, Deine Schultern sind entspannt, Dein Gesicht ist offen und ausdrucksvoll. Du fühlst Dich verbunden – mit Dir selbst und anderen. Entscheidungen fallen Dir leicht, und Du hast Zugang zu Deiner Kreativität und Intuition.
Für den sympathischen Zustand: Dein Herzschlag beschleunigt sich, Deine Atmung wird flacher, Du spürst Anspannung in Schultern, Nacken oder Kiefer. Du fühlst Dich unruhig, ungeduldig oder gereizt. Deine Gedanken rasen, und Du neigst zu schnellen, impulsiven Reaktionen.
Für den dorsalen Vagus-Zustand: Du fühlst Dich müde und energielos, auch wenn Du genug geschlafen hast. Deine Atmung ist flach, Deine Bewegungen verlangsamt. Du fühlst Dich emotional taub oder distanziert, und einfache Entscheidungen fallen Dir schwer.
Team-Erkennung – Die Signale Deines Teams lesen
Bei Deinem Team achte auf ähnliche Signale: Körperhaltung, Gesichtsausdruck, Stimmlage und Energie im Raum. Ein Team im ventralen Vagus-Zustand ist engagiert, stellt Fragen, baut auf den Ideen anderer auf. Ein Team im sympathischen Zustand ist angespannt, unterbricht sich gegenseitig, reagiert defensiv. Ein Team im dorsalen Zustand ist passiv, antwortet einsilbig, vermeidet Blickkontakt.
Praktische Regulationsstrategien
Für die Rückkehr in den ventralen Vagus-Zustand gibt es bewährte Techniken:
Die 4-7-8-Atmung: Vier Sekunden einatmen, sieben Sekunden halten, acht Sekunden ausatmen. Diese Technik aktiviert den Vagusnerv und beruhigt das Nervensystem.
Körperbasierte Praktiken: Progressive Muskelentspannung, achtsame Bewegung oder einfache Dehnübungen können helfen, Spannungen zu lösen.
Soziale Verbindung: Ein kurzes, authentisches Gespräch mit einem Teammitglie d, bewusster Augenkontakt oder ein echtes Lächeln können Wunder wirken.
Umgebungsgestaltung für optimale Zustände
Als Führungskraft kannst Du auch die Umgebung so gestalten, dass sie optimale Nervensystem-Zustände fördert:
Regelmäßige Team-Check-ins, bei denen nicht nur über Arbeitsinhalte, sondern auch über das Wohlbefinden gesprochen wird. Einfache Fragen wie “Wie fühlst Du Dich gerade?” oder “Was brauchst Du, um heute erfolgreich zu sein?” können wertvolle Einblicke geben.
Die physische Arbeitsumgebung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Natürliches Licht, Pflanzen, angenehme Temperaturen und die Möglichkeit für Bewegung und Rückzug können alle dazu beitragen, dass sich Menschen sicherer und entspannter fühlen.
ABSCHLUSS & CALL-TO-ACTION
Die drei Nervensystem-Zustände sind nicht nur theoretische Konzepte – sie sind die unsichtbaren Kräfte, die jeden Tag Deine Führungseffektivität und die Leistung Deines Teams bestimmen. Wenn Du lernst, diese Zustände zu erkennen und bewusst zu navigieren, wirst Du zu einer Führungskraft, die nicht nur Ergebnisse erzielt, sondern auch das Wohlbefinden und die Entwicklung aller Beteiligten fördert.
Hier sind Deine drei wichtigsten Erkenntnisse aus dieser Episode:
Erstens: Dein Nervensystem-Zustand ist ansteckend. Als Führungskraft bist Du der emotionale Anker für Dein Team. Wenn Du lernst, Dich selbst zu regulieren, hilfst Du automatisch Deinem Team dabei, in optimalen Zuständen zu operieren.
Zweitens: Jeder Zustand hat seine Berechtigung, aber der ventrale Vagus-Zustand ist Dein Ziel für die meisten Führungssituationen. Hier hast Du Zugang zu Deinen besten kognitiven Fähigkeiten und schaffst eine Umgebung, in der andere ihr Bestes geben können.
Drittens: Die Fähigkeit zur Nervensystem-Navigation ist erlernbar. Es braucht Übung und Bewusstsein, aber jede Führungskraft kann diese Fähigkeiten entwickeln.
Deine Aufgabe für die nächste Woche: Beginne damit, Dein eigenes Nervensystem bewusster wahrzunehmen. Setze Dir drei Mal am Tag einen Alarm und frage Dich: “In welchem Zustand bin ich gerade? Was sagt mir mein Körper?” Notiere Deine Beobachtungen. Das ist der erste Schritt zu bewusster, neuroinformierter Führung.
In der nächsten Episode werden wir uns damit beschäftigen, wie Du psychologische Sicherheit in Deinem Team schaffst – das Fundament für alle optimalen Nervensystem-Zustände.
Wenn Dir diese Episode geholfen hat, dann teile sie mit anderen Führungskräften, die von diesen Erkenntnissen profitieren könnten. Abonniere den Podcast und hinterlasse gerne eine Bewertung.
Bis zum nächsten Mal! Sei präsent, sei verbunden. Führe mit dem Verständnis für Dein Nervensystem.
OUTRO
Das war NeuroLeadership – Führung trifft Nervensystem. Dein Podcast für klare Führung, mentale Stärke und neuroinklusive Organisationen.